1w6 - Ein Würfel System - Einfach saubere, freie Rollenspiel-Regeln

Die Aufgabe der SL

Bild von Drak

Mage Red1Wie schaffst du es, dass die Runde allen in deiner Gruppe Spaß macht? Dieser SL-Tipp nutzt Beispiele aus dem in Arbeit befindlichen Heft Technophob.

» Verwandt: Was macht die SL? «

Wenn du überlegst, wie du ein Abenteuer leiten kannst (dabei verspricht dir die Überschrift immerhin Unterstützung), das allen in deiner Gruppe Spaß macht, musst du vor allem anderen schauen, was dir und deinen Mitspielern eigentlich Spaß macht. Anders gesagt: Bevor du irgendetwas anderes machst, solltest du dich fragen „mit wem spiele ich?“.

Denn davon hängt es ab, was das Spiel bieten muss, damit ihr alle Spaß habt.

Beispielsweise will Ines offensichtlich hacken. Weniger offensichtlich ist, dass sie vor allem tolle Geschichten erleben will. Ein Spiel, dass ihr Spaß machen soll, muss ihr dafür einerseits Möglichkeiten geben zu hacken und andererseits eine tolle Geschichte haben.

Jochen dagegen will die Inneren Konflikte von Lomo und Tar erleben. Er wünscht sich harte moralische Entscheidungen, mit denen er hadern kann, und über die sich Lomo und Tar streiten können.

Luna mag Herausforderungen, sowohl für Chessos, als auch für sie selbst, Komplexe strategische Entscheidungen zu treffen und dabei das Zünglein an der Waage zu sein, macht ihr am meisten Spaß. Anders als Ines und Jochen interessiert sie sich nicht für spannende Höhepunkte, sondern dafür, von dir gestellte Herausforderungen möglichst effizient zu lösen.

Tamara dagegen liebt Höhepunkte, vor allem, wenn sie dabei viele Gegner töten kann. Falls zusätzlich Jochen zugeben muss, dass Tamaras Synachu Nayres Getral wirklich was drauf hat, um so besser.

Damit wissen wir jetzt von allen Spielern, was sie wollen. Wer uns noch fehlt ist Sven, die SL, denn auch er soll ja Spaß haben. Sven liebt spannende Geschichten. Er leitet gerne, weil er dabei interessante Konflikte und fremdartige Gesellschaften entwickeln kann und die Spieler sie wertschätzen.

Überleg dir bevor du spielst, was es ist, das deinen Spielern Spaß macht. Schau dir dafür einen nach dem anderen an: Ist er eher wie Ines und ist Fan eines speziellen Teils des Spiels oder will vor allem tolle Geschichten erleben, oder ist er wie Jochen und will das Innenleben seines Charakters erkunden, egal ob der nun zwei Persönlichkeiten hat oder nicht, oder ist er wie Luna und will Herausforderungen für seinen Charakter, vor allem aber für sich? Oder ist er vielleicht wie Tamara und will vor allem Coole Action - und dabei seine Stärke zeigen?

Typische Wünsche

  • Spannende Probleme lösen (Luna)
  • Tolle Geschichten erleben und mitgestalten (Sven und Ines).
  • Eine Rolle darstellen (Jochen und Tamara)
  • Sich in eine andere Person hineinversetzen (Jochen)
  • Einen bestimmten Archetypen leben (Ines)
  • Dampf ablassen (Tamara)
  • Fremde Welten erleben/erfinden (Sven)
  • Sich stark fühlen (Tamara, Ines und Luna)
  • Immer stärker werden (Tamara und Luna)
Dazu kommen noch “Was Freude macht” (für alles, das von dem einfachen Schema nicht erfasst wird) und „Freunde treffen“ (für alle, die sagen ‚mir ist egal, was wir machen, Hauptsache, wir machen es zusammen!‘).

Als ersten Schritt schau dir also an, was ihr eigentlich wollt (oder rate es; nicht jeder kann das einfach sagen und viele wissen es selbst nicht genau – in dem Fall findet ihr es im Spiel heraus). Das zeigt dir direkt, was deine Rolle als SL ist.

Wenn ihr Geschichten erleben wollt, verwebst du im Hintergrund die Konzepte der Spieler zu einer spannenden Geschichte.

Wenn ihr Rollen darstellen wollt, erschaffst und spielst du eine Vielzahl von Statisten und Gegenspielern, die den Spielern eine Projektionsfläche für die Eigenarten ihrer eigenen Charaktere bieten und dir viel Spaß machen zu spielen.

Wenn ihr euch in Rollen einfühlen wollt, stellst du die Charaktere immer wieder vor Herausforderungen, die ihr innerstes Wesen berühren und so erlebbar machen.

Wenn ihr eine Welt erleben wollt, erschaffst du wunderbare und vielfältige Orte und Gesellschaften, die die Charaktere kennenlernen können.

Wenn ihr euch stark fühlen wollt, stellst du den Spielern spannende, aber immer gut zu besiegende Gegner entgegen, mit denen sie sich messen können und gibst ihnen Möglichkeiten, wahre Heldentaten zu vollbringen.

Wenn ihr immer stärker werden wollt, bietest du Abenteuer, in denen die Charaktere schnell viel lernen, Wertvolles finden oder mächtige Feinde besiegen können.

Wenn ihr Dampf ablassen wollt, wirfst du den Spielern Reihe um Reihe von Gegnern entgegen, die sie in den Staub treten können.

Und wenn ihr Probleme lösen wollt, schaffst du anspruchsvolle Aufgaben, seien es nun friedliche Rätsel, schwere Verhandlungen oder die Herausforderungen des Schlachtfeldes.

Meist tust du an jedem Spielabend mehreres davon.

Anfangs mag das jetzt als viel und anstrengend erscheinen. Keine Sorge: Das denkt fast jeder am Anfang. Es ist aber weitaus leichter, als es wirkt, wenn du zwei wichtige Punkte im Kopf behältst: „Du bist nicht alleine“ und „Das ist keine Prüfung“.

Deine Freunde sind bei dir, und sie wollen genau wie du einen schönen Abend verbringen. Selbst wenn also mal was nicht ganz perfekt ist (oder sogar völlig schief geht), können sie deine Anregungen aufgreifen und etwas wundervolles daraus machen.

Außerdem geben wir dir später ein paar Werkzeuge in die Hand, die es einfach machen, eine spaßige Runde zu leiten und vorzubereiten.

Nochmal kurz: Der Kern der Aufgabe der SL ist es, dafür zu sorgen, dass das Spiel all das enthält, was sich die Beteiligten wünschen, inklusive dem, was sie selbst sich wünscht.


  1. Das Bild mage-red wurde von Kathrin Polikeit für Battle for Wesnoth gezeichnet. 

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Grundsätzliche Zustimmung,

Grundsätzliche Zustimmung, auch wenn der Artikel meiner Meinung nach ein wenig an der Oberfläche kratzt. Aber eine sehr anschauliche Darstellung von Laws (ist doch Law?) Spielertypen!

Bild von Drak

Oberfläche und Beispielgruppe

Danke für deine Rückmeldung!

Der Artikel kratzt bisher nur an der Oberfläche, weil er der Eingangsartikel ist. Ich schreibe bereits an konkreteren Artikeln zu den einzelnen Zielsetzungen. Dieser erste Artikel legt erstmal die grundlegende Vorgehensweise fest: Wie finden wir eigentlich heraus, was die Aufgabe der SL ist (eigentlich sogar die Aufgabe jedes Beteiligten).

Die Spielertypen sind von Robin D. Laws, allerdings sind jeweils mehrere in einer Person vereint. Die Personen bilden die Beispielgruppe, mit der wir Technophob beschreiben. Wir wollten dabei, dass sie alle Spielertypen abdecken, um sicher gehen zu können, dass das System für jeden Spielertyp etwas bietet. Entsprechend sind auch die beschriebenen Charaktertypen auf die Spielertypen abgestimmt: Wir beschreiben für jeden Spielertypen einen Teil der Welt, der für ihn interessant sein dürfte. Durch die Auswahl der Charaktere wird damit festgelegt, welche Themen wichtig werden - zumindest hoffen wir, dass das so klappt :)

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„Das Regelwerk meiner Träume zu diesem Zweck [eigene Rollenspielwelten] sollte… auf verschiedene Hintergründe und Welten anwendbar sein… einfache und überschaubare Regeln bieten… [und] frei sein… Und wer hätte das gedacht, das 1W6-System erfüllt alle diese Anforderungen.“
— RowC
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