1w6 - Ein Würfel System - Einfach saubere, freie Rollenspiel-Regeln

Niedergang

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„Der Untergang einer Gesellschaft kommt von marodierten Vorstellungen über das Leben, er kommt nicht durch externe Ereignisse, denn durch sie werden gesunde Gesellschaften zusammengeschweißt, durch sie kommt die eigentliche Macht der Gesellschaft zum Tragen. Ist unsere Gesellschaft also gesund oder durch und durch brüchig marode?“
- Arkin Zena, Rede vor den Vertretern der Gründungsgesellschaften



Ein interessanter Gedanke den Arkin Zena damals vor den Vertretern der Gründungsgesellschaften vorbrachte, als er für das Bündnis der EVA warb. Kann man diese Frage auf die Jungh ausweiten? Ging also ihre Gesellschaft aufgrund von ihren maroden Vorstellung zugrunde, aufgrund ihres Größenwahn? Vernichteten sie sich selber, von innen heraus? Darf man die Götter überhaupt mit einer unseren Gesellschaften vergleichen?
Ehrlich gesagt halte ich nicht viel von dem Geplapper Toter, gerade dann, wenn sie nicht wissen worüber sie wirklich sprechen. (Patriotisches Gerede ist vielleicht gut um Leute zu überzeugen, nicht jedoch um Theorien daraus abzuleiten.) Und deshalb glaube ich auch nicht, dass sich die Gesellschaft der Jungh selber vertilgt hat, dazu ging der Rückzug zu friedfertig.

Nachdem immer mehr der alten Jungh Siedlungen und den verschiedenen Entwicklungsplätzen der Ranmx und Malux ihrem eigenen Schicksal überlassen wurden (aus unbekannten Gründen, näheres siehe später), begann das wohl letzte Experiment der Jungh. Diesen Fakt verdanken wir den widerborstigen Stacheln unserer Gesellschaft, welche die neue Spezies aus den Fängen der Rebellion gehoben hat, denn ohne sie hätten wir wohl nicht die Möglichkeit gehabt, den Planeten zu erkunden und die überraschende Entdeckung von Junghtempeln zu machen. Das es noch mehr Ekkarionplaneten gibt ist jedoch eher unwahrscheinlich, da die Inschriften in den großflächigen Tempelanlagen auf dem Planeten auf die Einzigartigkeit der Spezies und des Planeten hinweisen. Des weiteren sind die Umgebungsplaneten unbewohnt, was nicht mit dem alten Prinzip der Junghexperimente übereinstimmt, weitere Kolonien in erster und zweiter Umgebung um die Hauptwelt aufzubauen.
Es gibt jetzt aber zwei verschiedene Interpretationen dieser Einzigartigkeit und der Stellung der Ekkarion in dem Geflecht der Geschichte der Jungh, die sich auch auf den Rückzugsgrund der Jungh auswirken. Da alle beide unbewiesen sind, sollen sie hier kurz gleichberechtigt dargestellt werden.

1. Der krönende Abschluss
Wie der Name schon sagt, behaupten viele, dass die Einzigartigkeit ein Hinweis auf den krönenden Abschluss der Experimente ist, sei es nun durch Verschmelzung der beiden anderen experimentellen Strukturen zu einer einzigen oder durch einen völligen Neuanfang, der die alten Fehler ausmerzt. (Man weiß zwar weder etwas über die Fehler der alten Experimente, noch etwas über die Ziele der Jungh, also kann man so viel argumentieren wie man will, solange man nur nachweisen kann, dass das Experiment mit den Ekkarion später begonnen hat, kann man daraus nicht sagen, dass das Experiment der krönende Abschluss sei.)

2. Der späte Fund
Hier beruft man sich vor allem auf die weite Entfernung des Planeten zu den anderen beiden. In der Tat liegt der Planet, wenn man Hyperraumreisen mit Gildenschiffen voraussetzt, ungefähr einen halben Standard von Asahr und Khallo entfernt. Man kann also behaupten, dass die Jungh, wenn sie noch nicht über so gute Transportmöglichkeiten verfügten wie wir heute, sehr lange gebraucht haben, bis sie den Planeten gefunden hatten, der sich für sie als Experimentesstandort eignete. (Wir wissen jedoch noch immer nicht, wieso die Jungh genau die Planeten ausgewählt haben, die sie haben und keine anderen.) Da die interstellare Kommunikation fast Einhand mit ihrem Transportwesen geht, kam entweder die Nachricht des Rückzuges später oder aber durch den Flug hat sich der „Verfall“ der dort experimentierenden Jungh erst später eingestellt. Denn man kann schon jetzt sagen, dass die Jungh auf diese Planeten länger geblieben sind, ja erst vor kurzem verschwunden sind.

Beide Theorien und Interpretationen sind nichts weiter als gedanklich absurde Spekulationen, wenn nicht reale Beweise für oder wider die eine gefunden werden. Nichtsdestotrotz ist es außergewöhnlich, dass, obwohl die Jungh in der gesamten Galaxie verschwunden sind, sie auf Ekkar noch vor knapp zweitausend Standards aktiv waren. Was für eine Entdeckung! Zumal bis jetzt noch kein verehrendes Machtvakuum aufgetreten ist.
Aber nun weiter im Text. Wir haben die Gründe, wieso die Jungh sich langsam zurückgezogen haben schon angesprochen. Was hat das jedoch mit dem Verschwinden der physischen Formen auf sich? Ist das vielleicht eine Form des Totes der Jungh oder aber eine höhere Entwicklungsstufe? Oder liegt es gar an den Xynoc? Keiner kann genaue Aussagen darüber machen, genauso wenig wie für die Gründe, dass dies so plötzlich aufgetreten ist.
Wer allerdings glaubt, dass die Jungh während dieser Phase nichts getan hätten, der liegt falsch. Überlieferungen zu folge legten sie während ihres Rückzuges in ihr Paradies eine Spur, die jene, welche sich als würdig erweisen würden, zu ihnen in das erschaffene Paradies führen würde:

„Und so kam der Tag des Abschiedes, weder mit Donner, noch mit Regen, weder mit Hitze, noch mit Asche, weder mit einer Katastrophe, noch mit einem Wunder, sondern einfach an einem ganz normalen Tag – den Tag des Abschiedes.
Und so fuhren die Götter gen Himmel und hinterließen nichts weiter als das Wissen über das Paradies. Ein Ort voller Sicherheit, Schönheit und Reinheit – ein Ort, an dem nur göttliche Auserwählte sein dürfen. Und die Götter sagten dem Himmel herab: ‚Der Weg ist gezeichnet. Seid würdig und folgt uns.’
Und so verschwanden die Götter und gaben uns ihre Erscheinungen, als dass sie uns als würdig erachten und uns den Weg in das Paradies zeigen.“

- Gebetsbuch von Thiag, Abschied

Zogen sich dir Jungh vielleicht auch aus dem Grund zurück, weil sie ihre physische Existenz verloren und sie somit keinen direkten Einfluss mehr auf ihre Experimente mehr hatten?
Spekulationen kann man viele bringen, aber wir beschäftigen uns lieber einmal mit Tatsachen. Der Rückzug der Jungh hinterließ bei den Experimenten Malux und Ranmex ein enormes Machtvakuum. Wer sollte sie jetzt führen? Was sollten sie als nächstes tun? An wen sollten sie sich wenden, wenn sie Fragen hatten, Probleme?
(Eine etwas größere Anmerkung: Als ich Nachforschungen über dieses Thema anstellte kam ich mit einem Ranmex ins Gespräch, der mir folgende Frage stellte, welche ich auch hier abdrucken möchte: Kannten die Experimente überhaupt vorher das Wort Problem? Kannten sie Fragen und wussten sie überhaupt was führen ist? Konnten sie schon selbstständig denken, so wie wir es definieren, so wie sie und wir es heute tun?
Eine Frage, die auch für das Verschwinden der Jungh vielleicht von großer Bedeutung sein könnte. Was ist, wenn die Experimente die Jungh vertrieben haben und nicht die Jungh die Experimente verlassen haben, sie es aber so erlebt haben. Schon einmal in der Geschichte der Jungh haben die Experimente selber ihren eigenen Untergang eingeleitet, hier könnte es komplexer und schleichender gewesen sein. Aber auch das sind wieder nur Spekulationen.)

Um dieses Vakuum der verschwundenen Götter zu füllen bedurfte es bei allen Malux- und Ranmexgesellschaften einen großen Krieg, der in ihrer Geschichtsschreibung meist ganz am Anfang steht und überall anders verlaufen ist. Es entwickelten sich daraufhin die verschiedenen Strukturen der Gesellschaften heraus und alles nahm seinen gewohnten Lauf der Geschichte bis heute. Hierbei sei noch angemerkt, dass in vielen heutigen Gesellschaften immer noch die Jungh und ihre Tempel als heilig angesehen werden. Viele verehren sie noch und streben nach einem Weg ihnen in das Paradies zu folgen. Gerade bei den Ekkarion sind diese Eigenschaften höchst ausgeprägt.
Aber was passierte mit den Jungh, das war ja die eigentliche Frage, nachdem sie die Planeten verlassen hatten? Es gibt genau zwei Aufzeichnungen, die exakt zu dieser Frage zu passen scheinen. Sie waren wohl Arten von Funksprüchen zu anderen Jungh.

„Die dunklen und die hellen Hallen sind gefüllt, das Schloss ist vollbracht und auch der Schlüssel ist so gut wie fertig. Lass uns nun wählen. Wir benötigen die drei wieder aus denen wir getrennt worden sind. Lasset uns wieder einig werden.“
- Funkspruch, gespeichert auf Ashar
„Die Entwicklung verläuft nicht ganz so planmäßig. Erhöhe die Transportstruktur, sonst geht die Entwicklung zugrunde – ein weiteres Scheitern des Experimentes wäre nicht angebracht. Die Sicherungsstruktur muss fertig gestellt werden, sonst könnte das den Untergang bedeuten.“
- Funkspruch, gespeichert auf dem Heimatplaneten der Ekkarion

Was hat es mit diesen Texten auf sich? Sind sie der Schlüssel für das Verständnisses, was nach dem Abflug der Jungh von ihren Experimentierplaneten passiert ist?
Jedenfalls wurde die Präsenz der physischen Jungh urplötzlich aufgehoben. Urplötzlich sei dabei nicht als ein Pik zu verstehen, sondern eher als ein sehr kurzes Zeitintervall. Schätzt man den Anfang aller Experimentenkriege ungefähr ab, so zog sich der Rückzug der Jungh von ihrer zweiten Experimenteswelle in weniger als einer halben Äone ab. (Man beachte, dass es immer noch physische Jungh gegeben haben muss, vor allem, weil laut Aufzeichnungen die physischen Jungh bei den Ekkarion erst vor kurzem verschwunden sind.)
Wenn man weiteren Überlieferungen glauben darf, so datiert sich die erste Jungherscheinung auf eine gute Äone nach dem durchschnittlichem Kriegsende der Malux und Ranmex. Ihr Auftreten wird in den meisten Kulturen als Wunder und Wegweiser für die Zukunft gesehen. Ihr Erscheinen fand relativ häufig statt und verlief meist friedlich. So kann man in jüngeren Texten vieler Kulturen eine engelsgleiche Stellung der Erscheinungen finden.

„Hoch singen die Chöre von Jermes, als der Engel herabfuhr.
Und er sprach: ‚Habe keine Angst. Ich bin gekommen um dich zu segnen und dir den Weg in das Paradies zu weisen. Folge mir und folge den meinen und du wirst in das Paradies erhoben werden.’
Und so ging die Erscheinung wieder zurück in das Paradies. Sie hinterließ nur das Wissen um sie selbst, das Wissen um das Paradies und das Wissen, dass es einen Weg zu ihnen, zu den Göttern gibt und das sie über uns wachen, alle Zeit.“

- ‚Jermes und den Engeln’, Gebetsbuch von Thiag, Neues Zeitalter

Viele solcher Textstellen finden sich in den neuen Abschnitten der Glaubenstexten und in überlieferten Schriften. Betrachtet man die Frequenz solcher Textstellen, so stellt man fest, dass sie über die Äonen immer seltener geworden sind. Meistens werden die Erscheinungen auch nicht mehr so klar gesehen und beschrieben. So wird zum Beispiel über Jermers Erscheinung klare detaillierte Aussagen über das Aussehen, die Bewegungen, ja sogar die Sprache gemacht – es wird auch deutlich über einen alten Gott gesprochen. Später fehlen solche Beschreibungen fast gänzlich. Und auch heute können sich die Leute nur dank moderner Technik überhaupt soweit erinnern, dass man sich ein Bild von dem gesehenen machen kann. (Hust, bei dem Wort erinnern wird mir in diesem Zusammenhang fast übel. Sie pfuschen mit irgendwelchen Gerätschaften in deinem Geist und Erinnerungen rum, holen längst vergangene Sachen zum Vorschein, pumpen dich mit Drogen voll und treiben sonstige Scherze mit dir, nur damit du dich „erinnern“ kannst; kurzum, sie pressen die letzten gespeicherten Daten geradezu aus dir heraus.)
Die letzte wirklich dokumentierte Erscheinung beläuft sich auf ungefähr vor sieben Äone, danach wurde offiziell keine Jungherscheinung mehr gesehen. Das offiziell bedeutet hier, dass sich zwar mit Technik noch so einiges nachweisen lässt, jedoch keiner sicher sein kann, dass es auch wirklich stimmt.
Im Abschnitt Physiologie – Psionische Form habe ich erwähnt, dass sich nur wenige damit rühmen können, in dieser Äone Jungh- Geister gesehen zu haben. Vielleicht sollte ich es an dieser Stelle relativieren. Es ging dabei eher um den wissenschaftlichen Nachweis, dass ein Jungh- Geist am Werk war, was auch immer er von der Person wollte. Im eigentlichen Sinn des Sehens kann aber in der Beziehung seit sieben Äonen nicht mehr sprechen. Die Beschreibungen der Jungh- Geister kommen von generierten Gedächtnisfilterungen und länglichen Prozeduren um die gewünschten Abschnitte zu rekonstruieren. Was genau derjenige also gesehen hat, weiß keiner genau, nur seine Struktur kann man aufgrund der Technik filtern. Das beinhaltet auch das „offiziell“ bei den Jungherscheinungen. Ohne diese Prozeduren sind Jungh somit eigentlich vollständig ausgestorben oder besser gesagt, verschwunden.
Auch hier kann man nur Vermutungen über den Grund der immer schwächer werdenden Jungherscheinungen anstellen. So denken zum Beispiel manche Experten, dass der Nachklang, welche diese göttlichen Wesen in unserem Raum hinterlassen haben, immer schwächer werden – sie also bald komplett verschwunden sind. Ob das richtig ist, weiß keiner.

Am Schluss dieses Kapitels will ich eine kurze Rekapitulation anschließen. Es wurden hier viele verschiedene Themen diskutiert und angesprochen, sodass man leicht den Überblick hat verlieren können.

  • Ekkarion sind das letzte Experiment der Jungh
  • Jungh ziehen sich aufgrund von unbekannten Gründen zurück
  • Physische Formen der Jungh verschwinden und die Jungh- Geister treten auf
  • Die Erscheinungen werden immer schwächer, bis sie eigentlich nicht mehr
  • existieren.

Mit dem letzten Abschnitt über den Untergang der Jungh ist die ganze bekannte Geschichte der Götter abgehandelt. Im Grunde könnte man sich jetzt auf den Standpunkt stellen, das man alles weiß und auf weitere Forschungsergebnisse, gerade in der Textentschlüsselung, warten muss, um weiter fortzufahren. Wer also nur an der Geschichte der Jungh interessiert war, der kann hier getrost aufhören zu lesen, wer aber noch in ein paar Geheimnisse und wissenschaftlichen Weisheiten eingehweit werden will, dem werden die nächsten Kapitel zusagen.

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„Durch das fixe Regelsystem haben wir nur sehr wenig Zeit auf Regelebene verbracht und hatten mehr Muße, auf das Setting einzugehen.“
— PiHalbe: Mutant — Under­gångens Arvta­gare
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