Wirtschaft ist immer Krieg - und zwar genau so intensiv, wie es die "Kunden" erlauben.
Solange nämlich mit noch härteren Bandagen gekämpft kann, ohne dass die Kunden abspringen, wird das jemand tun, weil es ihm einen Vorteil bringt. Und damit hat er mehr Resourcen als andere, die er in die Produkte stecken kann, bzw. mit dem er den Preis drücken oder sonstwie weitere Vorteile rausholen kann, d.h. er hat immer mehr Erfolg.
Und damit zerstört er die Grundlage für die Vielfalt, wie wir sie im Rollenspielsektor kennen und die viele von uns lieben.
Lidl (Schwartz Gruppe), Aldi Süd, etc. sind dafür gute Beispiele: Die Angestellten werden immer mehr getreten, weil die Kunden sich nicht drum scheren (also trotzdem kommen).
Basic (Bio-Kette) ist ein gutes Gegenbeispiel. Die wollten Lidl als Finanzier (weil sie in der Konkurrenz gegen Alnatura schlecht dastanden), und als es rausgekommen ist, haben sowohl Kunden als auch Zulieferer Basic auf breiter Front boykottiert, bis der Deal rückgängig gemacht wurde (und Basic gesagt hat "Lidl wollte es" - sowas steht uns vermutlich auch noch bevor).
Anders gesagt: Es ist unsere Aufgabe als Fans (von Rollenspielen allgemein) und Kunden, dafür zu sorgen, dass der Wettbewerb freundschaftlich bleibt - dummerweise müssen wir uns dafür aber informieren und z.B. selbst mal in die Akten schauen.
Ich hoffe, das machen genug.
Update: Dank Athair weiß ich jetzt, dass Jan-Tobias Kitzel berichtet hat [1], dass das Gerichtsverfahren inzwischen abgeschlossen ist [2].
Ich werde also Produkte von beiden wieder kaufen, wenn sie mir gefallen.
Für mich heißt das: Den Impuls zum "Interessenkauf" (will wissen, was das jetzt ist, das so viel Stress verursacht) zu unterdrücken und lieber eins von den Spielen zu kaufen, die meiner Ansicht nach richtig handeln.
Der "Interessenkauf" würde falsches Verhalten fördern (genau wie Interesse an Promi-Skandalen) - die Leute würden noch (mit Geld) dafür belohnt werden, dass sie die Solidarität unter Rollenspielern brechen.
Ein Kauf eines anderen Rollenspiels dagegen fördert die richtig handelnden Verlage und damit die Grundlage auf der ein guter Teil unserer Gemeinschaft aufgebaut ist.
Gebt mir doch mal ein paar Tipps für Spiele mit wirklich innovativen Regelmechanismen, die ich über meinen lokalen Rollenspielhändler kaufen kann.
(Geschrieben zu Nackter Stahl geht gegen Prometheus Games vor! [3] von Würfelheld und Nackter Stahl vs. Prometheus - Ein Blick auf Klage und Zurückweisung [4] auf dieser Seite. )
Der Text war veraltet - dank Athair weiß ich jetzt, dass Jan-Tobias Kitzel berichtet hat [1], dass das Gerichtsverfahren zwischen Nackter Stahl und Prometheus Games abgeschlossen ist [2].
Damit ist der gesamte restliche Artikel hinfällig und ich kann wieder guten gewissens Rollenspiele von Nackter Stahl und Prometheus Games kaufen, wenn sie mir gefallen.
... z.B. wartet da ein 1w6 Freunde auf mich - das will ich schon alleine vom Namen her haben :)
PS: Aus irgendeinem Grund ist der Beitrag dreimal in rsp-blogs aufgetaucht; meine Vermutung ist, dass die Titeländerungen zu Verwirrungen geführt haben - ob jetzt in drupal oder rsp-blogs weiß ich nicht.
hier kommt für Neugierige der alte Text
Ich habe diesen Artikel erstmal "aufgelöst", um etwas Zeit zum Nachdenken zu haben.
Das heißt, ihr könnt zwar unten noch nachlesen, was ich geschrieben habe, aber es steht nicht mehr auf der Startseite, und ich denke gerade darüber nach, ob es sinnvoll war, ihn zu schreiben.
Ich befürchte, dass ich einen wichtigen Teil des Gesamtbildes übersehen habe.
Daher möchte ich diesen Artikel auf eine einzelne Frage an euch reduzieren: Was ist die Handlungsweise, die für die Rollenspielgemeinschaft am Besten ist, wenn zwei in einen Konflikt geraten, den sie (aus welchen Gründen auch immer) nicht beilegen können?
Meine bisherige Antwort war "Klar und öffentlich sagen, dass es den Streit gibt, und dass man ihn jetzt ignorieren wird, weil er zu nichts führt."
Ich bin mir aber nicht mehr sicher, ob das wirklich stimmt, oder ob ich dabei wichtiges übersehe.
Wenn ihr darauf eine eigene Antwort habt, schreibt sie mir bitte!
Ab hier kommt der Ursprungsartikel.
Ich habe wieder im Forum von PG nachgehakt [5], und endlich eine Antwort bekommen [6]. Kurzgefasst:
> Laß mich raten du kaufst auch keine Autos mehr bis sich der Umgang dort gebessert hat?
> [... snip "könnte ja sein, dass sie sich außergerichtlich geeinigt haben" ...]
> [... snip "wir verstehen uns eigentlich gut" ...]
> Wenn das also alles möglich ist, warum mußt du dann noch so ein Palaver veranstalten?
Und das wollte ich logischerweise so nicht stehen lassen, daher habe ich begründet, warum mir die Information wichtig ist:
Weil PG und NaSta damit verdammt viel Wirbel gemacht haben und ich von Leuten, die es geschafft haben, dass sich viele Leute in der Community an die Gurgel gegangen sind (d.h. sie haben Schaden verursacht!), zumindest erwarte, dass sie es nicht einfach unter den Tisch kehren, sondern offen sagen "OK, wir haben uns gezofft, aber wir haben uns wieder geeinigt und das unter uns aus der Welt geschafft".
Ich erwarte nichtmal die Info, was genau die Abmachung ist o.ä., sondern nur die Information "wir haben das unter uns geklärt" - im Idealfall vielleicht noch ein "tut uns Leid, dass wir die Community mit reingezogen haben".
(nein, ein "wir dürfen nicht öffentlich sagen, ob wir es unter uns geklärt haben" gilt nicht).
Ich messe Rollenspielverlage mit einer anderen Messlatte als Autohersteller. Beim Autohersteller weiß ich, dass er mich meist eh nicht als Kunden ansieht, sondern eher als Milchkuh, von der man so viel Geld pressen sollte wie möglich (noch schlimmer wir das bei vielen großen der Musikindustrie u.ä.). Entsprechend würde ich einem Autohersteller aber auch keinen Cent zu viel gönnen.
Bei einem Rollenspielverlag dagegen kaufe ich gerne mal ein Buch, weil es mich interessiert und ich die Idee toll finde, obwohl ich nicht weiß, ob ich es je spielen kann. Ich muss eigentlich keine neuen Rollenspielbücher mehr kaufen - alleine schon das kostenlos im Netz verfügbare Material reicht völlig aus, um genügend spannendes zum Lesen und spielen zu haben.
Aber ich will, dass Leute in Vollzeit Rollenspiele schreiben und veröffentlichen können, weil ich denke, dass das wichtig dafür ist, dass sich Rollenspiele noch weiter verbreiten und sich Rollenspieler stärker untereinander vernetzen (und es damit auf kleiner Ebene noch einfacher zu machen mehr Spieler zu finden - hat auch alles Vorteile für mich persönlich). Deswegen schaue ich immer wieder, dass ich Geld zur Seite lege, um in meinem Lieblings-Rollenspielladen ein weiteres Rollenspielbuch zu kaufen.
Verlage haben damit eine wichtige Rolle in unserer Subcommunity, und entsprechend messe ich sie mit der Messlatte, ob sie sich ethisch richtig verhalten. Ich will nämlich keine Monokultur-Rollenspielgemeinschaft, in der immer gleich geklagt wird, so dass sich kleine Verlage nicht mehr auf den Markt trauen. Die Klage hat beiden Publicity gebracht, und wenn andere Verlage das nachmachen würden, wären sie bald in einer Liga mit der Musikindustrie, was gegenseitiges Vertrauen und Zusammenarbeit angeht (allerdings logischerweise nicht, was Einkommen angeht).
Kurz: Einem Autoverkäufer würde ich keinen Cent schenken, einem Rollenspielverlag aber schon (auch deutlich mehr), denn der Rollenspielverlag bedeutet mir persönlich etwas. Entsprechend erwarte ich von den Verlagen aber auch, dass sie sich fair verhalten - und mache meine Kaufentscheidung davon abhängig (das nennt sich vote with your wallet - ich kaufe schließlich auch nicht bei Lidl).
Und deswegen erwarte ich von NaSta und/oder PG eine Info darüber, was aus der Klage wurde, die einiges an bösem Blut in der Community verursacht hat. Eure Kunden sind größtenteils erwachsen, und ich denke/hoffe, dass der Großteil der Rollenspieler bei die Information "wir haben uns untereinander geeinigt - tut uns Leid, dass wir euch mitreingezogen haben" positiv aufnehmen würde. Damit würden nämlich beide zeigen, dass sie auch erwachsen sind und zu ihren Entscheidungen stehen können.
Das habe ich auch in ihrem Forum geschrieben [7].
Dank Athair weiß ich jetzt, dass Jan-Tobias Kitzel berichtet hat [1], dass das Gerichtsverfahren inzwischen abgeschlossen ist [2].
→ Urteil des Landgerichts Köln [8]
Ich werde Produkte von beiden also wieder kaufen, wenn sie mir gefallen.
Ich habe im Rollenspiel Almanach [9] von der Klage Nackter Stahl vs. Prometheus Games [10] gelesen und mich mal in Hintergrund gelesen (Prometheus hat die Klageunterlagen veröffentlicht - ich hoffe nach Absprache mit ihrem Anwalt).
Bisher lese ich in der Anklage von Nackter Stahl sehr viel persönliche Enttäuschung und Frust, teils vermutlich weil eigene Ziele nicht eingehalten werden konnten, weil jemand (angeblich?) "getrödelt" hat.
Update: Stellungnahme von NaSta (die ansonsten inzwischen offline ist) [11]
Allerdings lese ich auch einiges an Gefrabbel:
"... Das Grundregelwerk strukturiert diesen Prozess [Das Spielen]. Ohne diese Struktur ist das Rollenspiel unspielbar, weil dann der ordnende Rahmen fehlt ..." - Ähm, hallo? Es gibt genug Rollenspieler, die Regeln einfach ignorieren. Fazit: Unfug, um den Richter zu beeindrucken. Dabei will ich nicht sagen, dass das Regelwerk fein auszuarbeiten keine große Leistung ist, aber was da aufgebaut wird ist weit übertrieben.
Der Leitfaden zum Erstellen eines Quellenbandes: "Beispielsweise wird angeregt, über die drei Kapitel verteilt eine das Werk verbindende Kurzgeschichte zu erzählen" - Sie sagt zusätzlich vom Inhalt her (nicht wortwörtlich) "ohne den Leitfaden kann man die Struktur nicht erkennen", und das ist ebenso Unfug. Man erkennt vielleicht nicht jede Nuance sofort, aber mit etwas Rollenspielerfahrung sieht man das beim einfachen Lesen des Regelwerks - und die Idee ist nichtmal neu. Sie nennt das "Geschäftsgeheimnis",
Ähnlichkeiten des Werkes, die Elyrion als Plagiat ausweisen sollen:
Einigungsversuch: "Änder' dein Regelwerk, damit es nicht mehr ähnlich ist wie meins" (nicht wörtlich) - Hallo?!
Ich bin mir sicher, dass die Leute von Nackter Stahl sich viele Gedanken über die Sachen gemacht haben, aber auch andere haben Ideen und wir lernen voneinander!
Am Ende wurde dann der Autor aus dem Autorenverlag entlassen; dafür gehören alle Nutzungsrechte an seinen Arbeiten für die (unfertigen und nicht rechtzeitig fertigen) Quellenbücher jetzt Nackter Stahl.
Sollte die Klage Erfolg haben, zerstört das eine der Grundlagen unserer Gemeinschaft.
Und das, obwohl auch Nackter Stahl von anderen gelernt hat.
Und es geht weiter: Die Antwort von Prometheus, geschrieben von einem Kulturwissenschaftler mit Fokus PnP Rollenspiele.
Klingt alles gut bis auf Regelwerk vermittelt kein bestimmtes Gefühl, was direkt meiner persönlichen Erfahrung widerspricht.
Ansonsten steht da viel drin, was ich selbst beim Lesen der Anklageschrift gedacht (und hier geschrieben) hatte.
Argh! Aber Nackter Stahl hatte die Verträge, die angeblich zwischen ihr und dem Autor bestanden bis auf den erfüllten Vertrag (das zu spät aber trotzdem vollständig gelieferte Buch) selbst nicht unterschrieben... wer will da böses denken? ... Ich habe zu viel Shadowrun gespielt.
Keine Geheimhaltungsvereinbarung...
Nach dem, was ich jetzt in der Verteidigung gelesen habe, sollten die meisten Gerichte die Klage problemlos zurückweisen.
Aber es hängen Unmengen Emotionen drin, so dass ich nicht sicher bin, ob es dabei bleibt.
Ich drücke auf jeden Fall Prometheus und unserer ganzen Gemeinschaft die Daumen.
Fazit: Wenn ihr so einen Stress vermeiden wollt, nutzt das EWS als Regelbasis - hier ist die Lizenz explizit frei [12] ;-) - das ist teilweise ernst gemeint: Sowas ist einer der Gründe, warum das EWS stabil frei lizensiert ist - wer es direkt nutzt, muss seine Anpassungen wieder frei geben (was für eine einfache Nutzung der Ideen natürlich nicht gilt) und so arbeitet jeder offen auf bereits bestehenden Werken und hat auch die volle Erlaubnis dazu (und wir freuen uns darüber!).
Und lasst uns viele Möglichkeiten sammeln, wie Bücher schön strukturiert werden können, damit solche Klagen von vorneherein ins Nichts laufen: "Die Struktur wurde bereits vorgeschlagen."
PS: Ich bin kein Anwalt, und meine hier getroffenen Aussagen haben keine rechtliche Bedeutung sondern spiegeln nur meine persönliche Meinung wieder.
PPS: Weiterführende Links (teils von von Greifenklaue [13]):
Drei Diskussionen:
Gedanken dazu: Wirtschaft ist immer Krieg, wenn wir es zulassen (als Mitarbeitende oder Kunden) [16]
Rezensionen auf Lorp:
Links:
[1] http://www.jtkitzel.de/2009/10/07/ns-vs-pg-urteil/
[2] http://sewoma.de/berlinblawg/rollenspiele-recht/
[3] http://wuerfelheld.wordpress.com/2008/09/15/nackter-stahl-geht-gegen-prometheus-games-vor
[4] http://1w6.org/blog/drak/2008-09-15-pers-nliche-trag-die-klage-der-szene-nackter-stahl-vs-prometheus
[5] http://www.prometheusgames.de/forum/viewtopic.php?p=5355#p5355
[6] http://www.prometheusgames.de/forum/viewtopic.php?p=5358#p5358
[7] http://www.prometheusgames.de/forum/viewtopic.php?p=5360#p5360
[8] http://www.justiz.nrw.de/nrwe/lgs/koeln/lg_koeln/j2009/28_O_180_08urteil20090729.html
[9] http://www.rollenspiel-almanach.de/wenn-zwei-sich-streiten/15-09-2008/
[10] http://www.prometheusgames.de/index.php/neuigkeiten/38-news-pg/98-nackter-stahl-verklagt-promtheus-games
[11] http://forum.greifenklaue.de/index.php?topic=473.msg55037#msg55037
[12] http://lizenz.1w6.org
[13] http://greifenklaue.wordpress.com
[14] http://tanelorn.net/index.php/topic,43428.0.html
[15] http://www.blutschwerter.de/f91-rund-um-rollenspiele/t39151-nackter-stahl-verklagt-prometheus-games.html
[16] http://1w6.rakjar.de/blog/drak/2008-09-16-nasta-vs-pg-wirtschaft-ist-immer-krieg-wenn-wir-es-zulassen-kunden
[17] http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=1567
[18] http://www.lorp.de/rezensionen/show.asp?id=1374